Eine weiße Katze sitzt auf einer Arbeitsplatte vor verschiedenen Diabetes-Utensilien
Diabetes bei Katzen – was können Sie als Halter bei einer solchen Diagnose tun?

Alles andere als süß: Diabetes bei Katzen

Es ist keine große Überraschung: Die sogenannten Zivilisationskrankheiten, unter denen wir Menschen heutzutage leiden, greifen leider auch immer häufiger auf unsere geliebten Haustiere über. So nimmt beispielsweise die Zahl der zuckerkranken Katzen immer weiter zu. Inzwischen spricht man von mindestens einer Betroffenen unter 200 Tieren. Doch Diabetes bei Katzen ist inzwischen gut behandelbar. Wie Sie diese Krankheit erkennen, was hinter ihr steckt und wie die Therapie aussieht, erfahren Sie hier!

Was ist Diabetes bei Katzen?

Was gerne auch als Zuckerkrankheit bezeichnet wird, heißt eigentlich Diabetes mellitus. Sie beschreibt eine übermäßige Konzentration von Zucker (Glukose) im Blutkreislauf und Urin sowie dadurch resultierende Folgeerscheinungen. Normalerweise würde der Blutzucker durch Insulin, einem Hormon, das in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet wird, in die Zellen aufgenommen. Dort wird es zur Energiegewinnung genutzt. Dadurch bleibt der Glukosespiegel im Blut immer auf einem gewissen Niveau. Fällt dieser Prozess jedoch aus, steigt der Zuckergehalt an und verursacht auf Dauer verschiedene schädigende Folgen. Das kann verschiedene Ursachen haben.

Eine Katze liegt erschöpft auf einer blauen Decke auf einem Bett

Foto: © Linh Nguyen, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Erschöpfung und Müdigkeit sind Anzeichen für viele Krankheiten bei Katzen.

Typen des Diabetes

Im Normalfall wird Diabetes in zwei Typen unterschieden. Typ 1 ist der sogenannte absolute Insulinmangel. Hier werden im Pankreas nicht genügend Hormone produziert, weswegen die natürlichen Vorgänge beeinträchtigt sind. Das kann z.B. aufgrund einer Autoimmunerkrankung geschehen, welch die Inselzellen angreift und zerstört. Dieser Typus ist bei Katzen sehr selten, bei Hunden allerdings die häufigste Art.

Eine andere Variante des Diabetes ist der Typ 2. Hier spricht der Körper nicht (mehr) ausreichend auf das vorhandene Insulin an, es kommt zur Insulinresistenz. Zu Beginn versucht der Körper durch eine vermehrte Ausschüttung des Hormons dieses Problem zu behandeln. Dadurch überlastet er jedoch auf Dauer die Zellen, die dann die Produktion nicht mehr aufrechterhalten können. Infolgedessen kommt es auf lange Sicht auch hier zum Mangel. Diese Form ist am weitesten verbreitet bei Katzen.

Folgen einer unbehandelten Zuckerkrankheit

Da Glukose essenziell für die Energiegewinnung des Organismus ist, versucht der Körper bei einem Mangel alles, um diesen auszugleichen. Das beginnt zunächst mit einer Ausschüttung der in der Leber eingelagerten Vorräte des Zuckers, Glykogen genannt. Sind diese aufgebraucht, beginnt der Körper Proteine umzuwandeln, um daraus Energie zu gewinnen. Das bedeutet, er greift vor allem die Muskulatur an. Die Folge: Die Katze wird schwächer und antriebsloser.

Gleichzeitig wird der Fettstoffwechsel beeinträchtigt. Die Lipide lagern sich verstärkt in der Leber ein, was zum Anstieg verschiedener Enzyme und des Cholesterins im Blut führt. Eine Fettleber entsteht und daran anknüpfend ernste Probleme mit der Verdauung sowie Nährstoffaufnahme und Versorgung des gesamten Organismus. Generell beeinträchtigt der erhöhte Blutzuckerspiegel auch die Nerven und Gefäße, das Immunsystem und führt u.a. zu Wundheilstörungen. Der Katze geht es also peu-a-peu immer schlechter. Bleibt die Krankheit unbehandelt, kann sie tödlich enden.

Auf Betonboden vor einer grauen Wand sitzt eine grau getigerte, dicke Katze

Foto: © Bruno van der Kraan, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Übergewicht ist riskant für Katzen!

Ursachen für Diabetes bei Katzen

Ähnlich wie bei uns Menschen gilt Übergewicht als besonderer Risikofaktor, eine Zuckerkrankheit zu entwickeln. Grund dafür ist, dass die sich vermehrenden Fettzellen einen bestimmten Stoff ausschütten, der eine Insulinresistenz gegenüber dem körpereigenen Hormon bewirkt. Doch das ist nicht die einzige mögliche Ursache. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Bewegungsmangel (Glukose wird nicht aufgebraucht)
  • Alter (ab 10 Jahren)
  • Kastration (insbesondere bei Katern)
  • Hormonelle Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktionen, Cushing-Syndrom)
  • Chronische Entzündungen (z.B. Pankreatitis)
  • Bestimmte Medikamente in sehr hohen Mengen (z.B. Kortison)

Zudem neigen auch einige Rassen eher dazu an Diabetes mellitus zu erkranken. Dazu zählen u.a. Maine Coon, Langhaarhauskatzen, Kurzhaarhauskatzen, Russisch Blau und Siamkatzen.

Eine Katze trinkt Wasser aus einem Glas

Foto: © Tuyen Vo, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Vermehrtes Durstgefühl bei Katzen scheint erst einmal gut zu sein, kann aber auch auf Krankheiten hindeuten. Beobachten Sie genau!

Diabetes bei Katzen erkennen: Symptome und Diagnose

Neben der bereits erwähnten Schwäche, die sich bei den meisten Katzen mit Diabetes mellitus einstellt, gibt es auch einige andere, ganz typische Symptome. Treten diese – gerade auch in Kombination miteinander – auf, ist das ein deutliches Warnzeichen und sollte einen Tierarztbesuch nach sich ziehen. Zu diesen Auffälligkeiten zählen:

  • vermehrter Durst (Polydipsie) und Urinabsatz (Polyurie)
  • vermehrte Futteraufnahme (Polyphargie) bis Heißhungerattacken
  • dennoch fortschreitender Gewichtsverlust
  • Nervenzuckungen
  • plantigrader Gang (Hinterfüße setzen ganz auf und nicht mehr nur mit Zehen)
  • Fell wirkt trocken, schuppig und ungepflegt

Mit einer solchen Symptomatik sollte also eine Kontrolle beim Veterinär ausgemacht werden. Dieser wird einen gründlichen Check-Up durchführen. Dazu gehören u.a. allgemeine Untersuchungen des Bewegungsapparates (insb. bei Schwäche beim Springen oder verändertem Gangbild), des Mauls und der Zähne (vor allem bei verändertem Fressverhalten). Zusätzlich können auch Röntgen- und Ultraschallbilder angefertigt werden. Wichtig ist, dass Erkrankungen wie z.B. Nierenleiden mit ähnlichen Symptomen sicher ausgeschlossen werden können.

Mit einer Pipette entnimmt jemand aus der Katzentoilette eine Urinprobe

Quelle: stock.adobe.comYaya Photos)

Eine Urinprobe kann Aufschluss über verschiedene Erkrankungen bei Katzen geben.

Die drei wichtigsten Test, um Diabetes sicher feststellen zu können, betreffen aber Blut und Urin.

Untersuchung   Details
Blutglukose
  • Messung des Blutzuckerspiegels
  • Angaben in Deutschland in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder Millimol pro Liter (mmol/l)
  • ab einem Blutglukosespiegel von 200-300 mg/dl (11,1 – 16,65 mmol/l) Verdacht auf Diabetes
  • muss aber dauerhaft nachgewiesen werden, da auch Stress (z.B. durch Tierarztbesuch) erhöhte Werte verursachen kann
  • häufig also auch heimische Blutzuckerwertmessungen nötig
Fruktosamin
  • Glukose bindet sich an Proteine, wodurch Fruktosamine entstehen
  • bleiben länger im Blut vorhanden
  • gibt darum einen guten Hinweis, wie hoch der Glukosespiegel im Blut in den vergangenen 1-2 Wochen war
  • wird in Mikromol pro Liter (µmol/l) gemessen
  • bei einem Wert >340 µmol/l (abhängig vom Labor) Hinweis auf Diabetes
Harnglukose
  • Nieren filtern normalerweise Glukose und führen sie dem Blut wieder zu
  • bei sehr hohem Blutzuckerspiegel kann das nicht mehr bewältigt werden
  • Glukose gelangt in Urin, zieht zudem auch sehr viel Flüssigkeit an (darum häufigeres Urinieren)
  • ist Zucker also im Urin nachweisbar, Hinweis auf Diabetes
Eine weiße Katze liegt mit offenen Augen entspannt da

Foto: © C. SHII, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Ist die Katze nur entspannt oder geht es ihr nicht gut? Dieses Rätsel müssen Besitzer häufig selber knacken.

Wie wird Diabetes bei Katzen behandelt?

Katzen sind Tiere, die bekanntlich lange Zeit ihr Leiden verbergen, so auch bei Diabetes. Außerdem werden einige der Anzeichen häufig fehlinterpretiert. Viele Katzen gelten beispielsweise als schlechte Trinker, weswegen eine vermehrte Wasseraufnahme erst einmal positiv erscheint. Stand ein Tier vielleicht lange Zeit “zu gut im Futter”, könnte eine Gewichtsabnahme im ersten Moment als etwas Gutes bewertet werden. Und wenn die Fellnase viel frisst, wird damit auch Gesundheit assoziiert.

Aus diesen Gründen wird Diabetes häufig erst recht spät erkannt. Ist das der Fall, ist meist eine Insulinzuführung nötig. Auch die Ernährung muss umgestellt werden. Wird die Diagnose aber zeitig gestellt, kann auch nur mit einer Diätanpassung bereits erfolgreich gearbeitet werden. Bei richtiger Behandlung kann sich eine Remission der Symptome ergeben.

Eine Person hält eine Katze fest, während eine Zweite im Begriff ist, ihr eine Spritze zu setzen

Quelle: stock.adobe.comulianna19970)

Um Katzen etwas zu spritzen, sollten Sie am besten zu zweit agieren.

Insulintherapie für zuckerkranke Katzen

Es gibt unterschiedliche Insuline, bei Katzen haben sich vor allem länger wirksame bewährt. Diese kontrollieren effektiver den felinen Blutzuckerspiegel. Leider können diese Hormone nicht oral gegeben werden, was bedeutet, dass Halter eine subkutane Injektion verabreichen müssen. Im Klartext: Es muss eine Spritze unter die Haut gesetzt werden. Doch keine Sorge: Hier werden Sie intensiv vom tierärztlichen Personal geschult. Zudem gibt es inzwischen sogenannte Insulin-Pens, die nahezu unbemerkt und sicher angewendet werden können.

In der Regel ist die Insulingabe zweimal am Tag nötig. Dabei ist zu Beginn die Dosis noch recht gering, um den Organismus daran zu gewöhnen. Im Laufe der Zeit wird die Menge dann individuell und schrittweise angepasst, bis die Katze schließlich als eingestellt gilt. Allerdings ist dieser Wert nie absolut. Denn der Bedarf kann sich schnell ändern. Aus diesem Grund müssen die Blutzuckerwerte regelmäßig gemessen und dokumentiert werden.

Zu diesem Zweck gibt es kleine Mess- und Monitoring-Tools. Diese funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie beim Menschen: Es wird ein kleiner Blutstropfen benötigt, der auf einen Teststreifen kommt und dort vom Gerät ausgelesen wird. Dazu führt man an Ohr oder Pfotenballen eine kleine Punktion durch. Verbinden Sie dies unbedingt mit etwas Angenehmen, etwa vielen Streicheleinheiten, Clickern oder auch – am besten in Absprache mit dem Tierarzt – diabetesgeeigneten Leckerlis. Ergibt sich dann eine nötige Dosisanpassung, sollten Sie dies ebenfalls mit Ihrem Tierarzt besprechen, damit es zu keiner Hypoglykämie (Unterzuckerung) kommt.

Die richtige Ernährung für Diabetiker-Katzen

Da das Übergewicht wohl eine der Hauptursachen ist, gilt es dieses als Erstes zu beseitigen. Doch bevor eine Katze nicht ordentlich eingestellt ist, sollten die Futterrationen niemals einfach gekürzt werden. Gemeinsam mit dem Veterinär wird darum ein angepasster Ernährungsplan erarbeitet, der strikt einzuhalten ist. Dazu gehört meist schon die Umstellung von Trocken- auf Nassfutter. Auch spezielle Diabetiker-Futter sind möglich. Für übergewichtige Stubentiger gibt es zudem Sorten, die einen hohen Anteil unverdaulicher Fasern beinhalten.

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Das ideale Katzenfutter für Diabetiker ist kohlenhydratarm, verfügt über einen geringen Fettanteil und bietet dafür reichlich hochwertige, gut verdauliche Proteine. Achten Sie bei der Auswahl der Sorten darauf, dass möglichst kein Getreide enthalten ist. Einige Diätfutter haben dieses leider doch in ihrer Zutatenliste. Auch zugesetzter Zucker in jeglicher Form ist selbstverständlich tabu.

Die Mahlzeiten sollten nun besser als mehrere kleine Portionen zu festen Zeiten über den Tag verteilt gegeben werden. Hier kann u.U. ein Futterautomat nützlich sein. Die Insulininjektion erfolgt dann stets erst nach der Nahrungsaufnahme, niemals davor! Übrigens: Wird die neue Futtersorte nicht angenommen, kann es manchmal besser sein, die alte wieder anzubieten und dafür strenger zu kontrollieren. Denn wenn die Katze nicht frisst, droht eine Unterzuckerung und dies hätte wiederum gefährliche Folgen (u.a. Schwäche, Krämpfe, Bewusstlosigkeit).

Eine Katze sitzt vor einem Menschen, die beiden spielen mit einem roten Faden

Foto: © cshong, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Spielen Sie mit Ihrer Katze regelmäßig, denn das hält fit und stärkt auch die Bindung.

Wie sieht das weitere Leben mit einer Diabetiker-Katze aus?

Diabetes mellitus gilt als nicht heilbar, allerdings als sehr gut behandelbar. Um die Lebensqualität Ihrer Katze weiter hochzuhalten, braucht es ab der Diagnose eine engmaschige Betreuung. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt sind unabdingbar. Zum einen wegen der Blutwerte, zum anderen gibt es aber leider auch Katzen, die parallel zum Diabetes noch andere Erkrankungen entwickeln. Diese können z.B. sein:

  • Nierenleiden
  • Harnwegsinfekte
  • Nervenstörungen
  • Augenschäden (Grauer Star)
  • Ketoazidose (Stoffwechselentgleisung, höchst gefährlich, unbedingt zum Tierarzt)

Durch die wiederkehrenden Besuche beim Veterinär können diese aber meist frühzeitig erkannt und ebenfalls behandelt werden. Zusätzlich dazu bleibt auch die Gewichtskontrolle weiterhin ein Thema. Da sich der Zustand schnell ändern kann und dann zügig reagiert werden muss, sollte eine Katze mit Diabetes zudem nicht mehr über längere Zeit allein gelassen werden.

Ist die Samtpfote aber einmal gut eingestellt, ist mit dieser Krankheit gut zu leben. Wer sein Haustier unterstützen will, kann besonders viel Wert auf ausgiebiges Spielen legen. Dadurch wird zum einen der Blutzuckerspiegel gesenkt, da die Glukose benötigt wird. Zum anderen stärkt diese gemeinsame Zeit die Bindung, was bei der ständigen Blutzuckermessung und Insulininjektion von großer Wichtigkeit ist. Auf diese Art ist Diabetes bei Katzen also kein Grund für absolute Hoffnungslosigkeit, sondern eine Herausforderung, die gemeistert werden kann.

Weiterführende Links
www.katze-mit-diabetes.de/diabetes-bei-katzen-symptome.aspx
www.anicura.de/…/diabetes-katze/
www.herz-fuer-tiere.de/…/geeignete-ernaehrung-von-katzen-mit-diabetes
www.vet-endokrinologie.de/…/diabetische-ketoazidose/
www.geim.de/…/272-labor-fruktosamin.html
www.wikipedia.org/…/Feliner_Diabetes_mellitus

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