Fakt ist: Fast jede zweite Katze ist zu dick. Das ist leider kein Kavaliersdelikt, sondern eine ernstzunehmende Situation, die je nach Ausmaß dringenden Handlungsbedarf nach sich zieht. Denn Übergewicht bei Katzen ist zum einen selbst eine eigenständige Krankheit und führt zum anderen zu weiteren Problemen. Wie Sie erkennen, ob Ihr Tier zu gern in den Futternapf schaut und was Sie dagegen unternehmen können? Lesen Sie jetzt weiter!

Übergewicht bei Katzen: Was bedeutet das?

Um das Gewicht einer Katze einzustufen, gibt es den sogenannten Body Condition Score (BCS), der ähnlich wie der BMI beim Menschen Anhaltspunkte dafür ausgibt. Natürlich ist das System nur ein Richtwert. Dennoch können Sie sich daran grob orientieren. Die verbreitete Variante gibt 5 Stufen aus:

  • BCS 1 – starkes Untergewicht
  • BCS 2 – Untergewicht
  • BCS 3 – Idealgewicht
  • BCS 4 – Übergewicht
  • BCS 5 – Fettleibigkeit
Eine dicke Katze liegt auf der Seite und schaut nach oben

Foto: © Nailia Schwarz, Quelle: Adobe Stock

Was bedeutet Übergewicht bei Katzen? Erfahren Sie es hier!

Gerade die sogenannte Adipositas ist sehr gefährlich. Trägt eine Katze ca. 30 % mehr Körpergewicht mit sich herum, als ideal für sie wäre, gilt sie als stark übergewichtig. Bei einer Körpermasse von 4 kg wäre also bei 5,2 kg dieser Wert bereits bedenklich überschritten. Spätestens jetzt sollte gehandelt werden, damit sich keine unerwünschten Symptome und Folgeerkrankungen einstellen. Doch leider ist Abnehmen bei Katzen ein deutlich schwierigeres Unterfangen, als bei z.B. einem Hund. Dazu später aber mehr.

Ursachen für Übergewicht bei Katzen

Im Prinzip ist es ganz klassisch: Wird mehr Energie aufgenommen, als verbraucht wird, lagert der Organismus diese in Form von Fett ein – für schlechte Zeiten. Was in der freien Wildbahn ein cleverer Mechanismus ist, wird aber in der Zivilisation zur Falle. Und häufig legt sich der Grundstein dafür bereits im Kittenalter. Wird hier nämlich bereits zu reichhaltig gefüttert, entwickeln sich deutlich mehr Fettzellen, als nötig wären. Die Anzahl reduziert sich auch nicht mehr im Laufe des Lebens, weswegen dieses Tier stets ein höheres Risiko für Übergewicht haben wird.

Eine weiß und orange-getigerte Katze schaut in die Kamera

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Erfahren Sie hier, wie es bei Katzen zum Übergewicht kommen kann.

Weitere Faktoren, die eine Gewichtszunahme begünstigen, sind u.a.:

  • kohlenhydratreiche Ernährung (Katzen brauchen vor allem Proteine)
  • Kastration (Eingriff ins Hormonsystem, dadurch ändern sich Stoffwechsel und Sättigungsgefühl)
  • Geschlecht (Kater sind meist anfälliger als Katzen)
  • genetische Veranlagung (sogenannte “Spargene” aus früheren Zeiten, um Nahrungsmangel zu überbrücken; Organismus verbraucht bei wenig Nahrungsangebot im Sparmodus besonders wenig Energie)
  • Wohnungshaltung (allgemein weniger Bewegungsmöglichkeiten)
  • Alter (ab ca. 5 Jahren haben Katzen meist weniger Bewegungsdrang)
  • vorhandene Krankheiten (Gelenkprobleme, Stoffwechselerkrankungen, bestimmte Medikamente)
  • Stress und Angst (Frustfressen als Ersatzbefriedigung)
  • Überangebot an Nahrung (Futternapf wird ständig aufgefüllt und steht rund um die Uhr zur freien Verfügung)

Folgen von Übergewicht bei Katzen

Es gibt zwei primären Folgen für Stubentiger mit dem gewissen Mehr auf den Rippen: Sie haben eine verkürzte Lebenserwartung (bis zu 2 Jahre) aufgrund der ständigen Belastung für den Körper (Gelenke, verfettende Organe usw.). Und ihre Lebensqualität wird stark beeinträchtigt, denn Katzen lieben Springen und Klettern, Jagen und Spielen. Das alles ist mit Übergewicht weniger oder teilweise auch gar nicht mehr möglich.

Eine Katze liegt mit halb geschlossenen Augen auf einem Bett

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Übergewicht bei Katzen kann deren Lebensqualität einschränken. Gehen Sie dagegen vor.

Zusätzlich führt das Übergewicht bei Katzen zu einer Veränderung des Stoffwechsels, was häufig andere Krankheiten fördert:

  • Diabetes mellitus
  • Fettlebersyndrom (hepatische Lipidose)
  • Harnwegserkrankungen, Harnsteine
  • Gelenkerkrankungen (Arthrose)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Atemwegserkrankungen
  • Verstopfungen
  • Hautprobleme
  • schlechtere Immunabwehr und erhöhtes Infektionsrisiko
  • höheres Narkoserisiko
  • schlechte Hitzetoleranz

Schließlich kann es auch zu Verhaltens- oder gar Wesensänderungen kommen. Denn die Einschränkungen schlagen unseren Samtpfoten aufs Gemüt. Aggressionen oder Lethargie sind mögliche Folgen.

Eine Dicke Katze liegt auf Parkett und schließt die Augen

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Nehmen Sie die Folgen von Übergewicht bei Katzen ernst.

Wie erkennen Sie Übergewicht bei Katzen?

Natürlich gibt es Angaben für durchschnittliche Idealgewichte bei Katzen in Abhängigkeit der Rasse. Allerdings kann das nur eine Orientierung geben, denn jedes Tier ist individuell. So ist eine durchschnittliche europäische Hauskatze mit 3,4 kg (Katze) bzw. 4,3 kg (Kater) im Idealbereich. Aber vielleicht haben Sie ein besonders großes Exemplar oder eines, das sehr sportlich ist. Muskelmasse wiegt meist mehr als Fett. Darum gilt es, Ihre Augen und Hände zu nutzen, um den Zustand Ihres Lieblings einzuschätzen.

Dabei sollten Sie folgende Bereiche ausgiebig abtasten und/oder beobachten:

Bereich Kontrolle
Gesicht
  • Sichtprüfung:
    • Wirkt es rundlicher als früher?
    • Hat die Katze dickere Backen?
Fell
  • Sichtprüfung:
    • Hat die Katze Schwierigkeiten beim Putzen?
    • Sieht das Fell an Rücken und im Schwanzbereich filzig und ungepflegt aus?
Taille
  • Sichtprüfung:
    • Katze von oben und von der Seite betrachten
    • Ist eine Taille zu erkennen?
    • Hat die Katze einen deutlichen Hängebauch?
  • Tastprüfung (vor allem bei Langhaarkatzen):
    • Streichen Sie mit beiden Händen über die Flanken
    • Hinter dem Brustkorb sollte deutliche Kurve nach innen beschritten werden -> Idealgewicht
    • Taille kaum auszumachen -> Indiz für Übergewicht
    • Bauchumfang deutlich vergrößert -> Indiz für Fettleibigkeit
Rippen
  • Sichtprüfung:
    • Rippen sollten nicht zu sehen sein -> Zeichen für Untergewicht
  • Tastprüfung:
    • sanft mit Händen über Brustkorb streichen
    • Rippen sollten durch Fell hindurch zu fühlen sein
    • eine kleine Fettschicht über Rippen ist okay
    • Rippen sollten beim Drüberstreichen zählbar sein
    • Erkennt man nur mit viel Druck, wo eine Rippe aufhört und die nächste beginnt -> Indiz für Übergewicht
    • Rippen gar nicht mehr ertastbar -> Indiz für Fettleibigkeit
Rücken und Schwanz
  • Sichtprüfung:
    • Wirbel sollten nicht zu sehen sein -> Zeichen für Untergewicht
  • Tastprüfung:
    • Mit der Hand leicht übers Rückgrat fahren
    • Einzelne Wirbel bzw. deren Dornfortsätze sollten deutlich spürbar sein
    • nur schwer zu spüren -> Indiz für Übergewicht
    • gar nicht mehr spürbar -> Indiz für Fettleibigkeit
Verhalten
  • Katze wirkt ständig träge und müde
  • lässt sich kaum oder gar nicht zum Spielen animieren
  • starke Abnahme des gewohnten Bewegungsdranges
  • Zögern beim Springen oder Klettern
  • ggf. Aggressionen
  • -> alles Indizien für Übergewicht
Eine dicke Katze ist in ein Maßband eingewickelt

Foto: © grafikplusfoto, Quelle: Adobe Stock

Nehmen Sie Ihre Katze genau unter die Lupe. Übergewicht zeigt sich auf verschiedene Arten und Weisen.

Was können Sie tun, wenn Ihre Katze Übergewicht hat?

Die beiden wichtigsten Ansätze sind: weniger Kalorien zuführen und Energieverbrauch erhöhen. Und damit die Gewichtsreduktion auch wirklich gelingt, sollten diese beiden unbedingt kombiniert werden. Doch bitte nicht eigenmächtig die Futterration kürzen und Ihre Fellnase stundenlang durch die Wohnung scheuchen. Der erste Schritt sollte definitiv der Gang zum Tierarzt sein. Er checkt Ihren Liebling gründlich durch und klärt den Ist-Zustand ab. Anhand dieser Werte können Sie dann gemeinsam weitere Pläne schmieden.

1. Fehler erkennen

Wie heißt es so schön? Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Analysieren Sie also ganz genau Ihr Verhalten und Zusammenleben mit Ihrer Katze. Bedenken Sie: Im Gegenteil zum Hund verknüpft sich bei der Katze keine soziale Bedeutung mit der Nahrungsaufnahme. Schenken Sie Ihrer Samtpfote also bei Kontaktaufnahme Leckerlis, lernt sie lediglich einen für sie sehr einfachen Weg der Nahrungsakquise. Die Bindung zur Katze stärkt sich eher durch Körperlichkeit – dazu gleich mehr.

Eine Hand krault den Rücken einer Katze

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Gehen Sie gegen Übergewicht bei Ihrer Katze vor. Wir sagen Ihnen, wie!

Auch die Futterqualität und -frequenz sind entscheidend. Hat Ihre Mieze 24/7 ein All-You-Can-Eat-Buffet vor der Nase? Dann wird sie wahrscheinlich auch gerne zulangen. In der freien Wildbahn ist ein solches Überangebot nahezu utopisch. Darum ist der Organismus damit überfordert und greift auf Standardrezepte zurück: Einlagern für schlechte Zeiten. Und wenn dann auch noch nach einem langen Arbeitstag bei Ihnen wenig Elan zum gemeinsamen Spiel übrig ist, kann dieser Prozess kaum noch gestoppt werden.

2. Diätplan erstellen

Die Ursachen sind gefunden, jetzt gilt es daran, einen Diätplan zu schmieden. Holen Sie sich hier wieder tierärztliche Unterstützung. Denn um die passende Kalorienzufuhr am Tag zu ermitteln, müssen viele Faktoren berücksichtigt werden: Gewicht, Alter, Größe, Rasse, Lebensumstände, eventuelle Krankheiten und nötige Medikamente. Bringen Sie gern auch Ihr Wunsch-Futter mit, damit dieses in die Kalkulation einbezogen werden kann. So bekommen Sie die perfekt angepasste Menge mitgeteilt, die zukünftig bitte strikt abgewogen wird.

Eventuell müssen Sie aber das Futter wechseln. Auch dann kann Ihr Veterinär Empfehlungen aussprechen. Zum Abnahmen ist bei Katzen vorteilhaft, wenn ein spezielles Diätfutter gegeben wird. Dieses ist meist kalorienarm und reich an Ballaststoffen, weist somit eine geringe Energiedichte auf, aber enthält unbedingt dennoch alle wesentlichen Nährstoffe. In der Regel eignet sich Nassfutter eher, als Trockenfutter.

Katze sitzt vor einer Schüssel und leckt sich die Schnauze

Foto: © Laura Chouette, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Auf die richtige Ernährung kommt es an. Bekämpfen Sie Übergewicht mit passendem Futter.

Die Futterumstellung sollte nach gewohntem Muster erfolgen, also über einige Tage das Alte Stück für Stück durch das Neue ersetzen. Eine plötzliche Umstellung kann zu Magen-Darm-Problemen führen. Unterlassen Sie außerdem Fastenphasen. Auch davon profitieren die Stubentiger in keiner Weise, da dann ihr Sparmodus in Gang kommt und der Stoffwechsel runtergefahren wird. Starten Sie also langsam und planen Sie realistische, kleine Zwischenziele ein.

Unterstützen Sie Ihre Katze beim Abnehmen mit hochwertigem Zusatzfutter für Übergewicht!

3. Bewegung einplanen

Ergänzend zur geringeren Energiezufuhr, muss natürlich der Energieverbrauch angekurbelt werden, damit die Pfunde unterm Pelz purzeln können. Dazu können Sie – ebenfalls auch in Abstimmung mit dem Tierarzt – ein geeignetes Bewegungskonzept entwickeln. Beachten Sie dabei unbedingt den Ausgangszustand Ihrer Katze. Je nach Grade des Übergewichts kann sie nicht direkt mit Ihnen durch die Wohnung jagen. Arbeiten Sie hier also geduldig und mäßig, dafür aber eben regelmäßig.

Eine graue Katze liegt im Gras und spielt mit einem Stock

Foto: © Kirsten Bühne, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: UPexels.com

Achten Sie darauf, dass sich Ihre übergewichtige Katze ausreichend bewegt.

Ein tägliches Spielen (im Idealfall ca. 1 Stunde lang) ist das perfekte Workout für runde Miezen. Beschäftigen Sie sich am besten in der Dämmerung mit ihr, denn das ist die natürliche Zeit, in der eine Samtpfote wach und bereit zur Jagd ist. Animieren Sie sie beständig mit Spielzeugen wie einer Angel oder Bällchen. Testen Sie zusätzlich auch Angebote wie einen Katzentunnel oder auch Ballschienen aus. Diese kann Ihre Katze auch allein bespielen. Setzen Sie außerdem neue Reize durch z.B. Federn, Blätter oder Nüsse – aber Achtung: nichts Giftiges anbieten!

Weitere Optionen, um Ihrer Katze ein bisschen Spaß an Bewegung zurückzugeben, können folgende sein:

  • Wenn möglich, offerieren Sie ihr Freigang. Abgesichert auf Balkon oder Terrasse oder auch unbegrenzt im Garten. Ist das nicht möglich, nehmen einige Katzen auch ein Laufrad in der Wohnung an.
  • Adoptieren Sie einen Spielgefährten. Gemeinsam werden auch Zeiten, in denen Sie nicht zu Hause sind, weniger langweilig. Aber Achtung: Eine Vergesellschaftung braucht Geduld!
  • Schaffen Sie Klettermöglichkeiten. Manche Katzen leben ihren Bewegungsdrang weniger beim Spielen aus. Sie zieht es in die Höhe. Abwechslungsreiche Treppenstufen, Kratzbäume und Regalbretter sind reizvoll.
  • Gestalten Sie Spielzeug noch attraktiver. Katzenminze kann verschmähte Spielsachen plötzlich wieder himmlisch werden lassen. Oder Sie setzen einen Teil der Futterration als Anreiz zum Spielen ein, etwa zum Jagen (Futterstücke werfen) oder in Futterbällen.

4. Standhaft bleiben

Eines vorweg: Hunde haben das Betteln nicht gepachtet. Auch zwei große, kugelrunde Katzenaugen können so manches Herz zum Schmelzen bringen. Aber damit Ihre Katze das Übergewicht erfolgreich loswerden kann, gilt es stark zu bleiben. Leckerlis sollten also entweder akribisch von der geplanten Futterration abgezogen werden – oder am besten gleich gestrichen werden. Auch Naschen vom Tisch ist tabu.

Eine Katze sitzt vor einem beladenen Teller, darf davon aber nicht essen

Foto: © Alfr DLu, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Sie können Ihrem Tier nur helfen, wenn Sie nicht nachgeben und standhaft bleiben.

Sagen Sie sich stets, dass Ihrer Katze durch diese strikten Regeln kein Leid angetan wird, sondern im Gegenteil sie gesünder wird und wieder mehr Lebensqualität erhält. Und auch die Bewegung ist ein absoluter Gewinn, denn durch gemeinsames Spielen stärkt sich die Bindung zwischen Mensch und Samtpfote. Durch Schmusen übrigens auch.

Zum Schluss bleibt zu sagen: Geben Sie Ihrem Liebling Zeit. Der Organismus der Katze ist verzwickt und, um eine gesunde Gewichtsreduktion anzustoßen, sollte der Stubentiger pro Woche nur etwa 1-3 % seines Gesamtgewichts verlieren. Das bedeutet, dass bei einer Masse von 5 kg wöchentlich nur etwa 50 bis 150 g abgenommen werden sollten. Übergewicht bei Katzen ist also eine langwierige Sache, die Sie aber definitiv in Angriff nehmen sollten.

Weiterführende Links
www.tieraerzteverband.de/…/uebergewicht.php
www.katzenkram.net/…/uebergewicht-bei-katzen-ursachen-und-abhilfe/
www.ausliebezumhaustier.de/…/katze-diaet-10-tipps