Eine Person tastet das linke Vorderbein eines braunen, mittelgroßen Hundes ab
Was uns Menschen guttut, kann auch unseren Vierbeinern helfen: Erfahren Sie mehr zur Tierosteopathie!

Tierosteopathie: Sanfte Aktivierung der Selbstheilungskräfte?

Es gibt Fälle, in denen sind OPs nicht (mehr) möglich und selbst hochdosierte Schmerzmittel schlagen nicht so gut an. In diesen Momenten kommen Besitzer von Hunden und Katzen häufig an ihre Grenzen. Was können Sie tun, um ihren Lieblingen doch ein Stück Lebensqualität zurückzugeben? Eventuell kann dann ein Gang zum Osteopathen helfen. Was aber ist Tierosteopathie? Was bewirkt sie und für welche Tiere kann sie nützlich sein? Erfahren Sie hier mehr!

Was ist Tierosteopathie?

Osteopathie ist seit ca. 130 Jahren eine bekannte Therapieform beim Menschen. Der Name setzt sich aus den griechischen Wörtern “osteon” für Knochen und “pathos” für Leiden zusammen. Übersetzt bedeutet das so viel wie, eine über die Knochen behandelte Krankheit. Allerdings wird das dem ganzheitlichen Ansatz dieser Therapie nicht gerecht, denn im Endeffekt wird bei einer osteopathischen Sitzung nicht nur die direkt betroffene Struktur behandelt.

Das Wissen der Fachkräfte ist so weit gefächert, dass auch größere Zusammenhänge erkannt werden. Ein Symptom kann also im Körper einen ganz anderen Ursprung haben. So leiden viele Tiere nach einer Kastration unter Inkontinenz. Das rührt aber nicht direkt von der Blase, sondern von verklebten Faszien, welchen diese beeinträchtigen. Insgesamt unterscheidet man drei Hauptrichtungen der Osteopathie:

  • parietale Osteopathie (Schwerpunkt auf dem Bewegungsapparat)
  • viszerale Osteopathie (Schwerpunkt auf den inneren Organen)
  • kranio-sakrale Osteopathie (Fokus auf Schädel, Wirbelsäule und Becken)

Dennoch beginnt es häufig mit der Wahrnehmung einer Bewegungseinschränkung. In einem gesunden Körper arbeiten Muskeln und Knochen ganz harmonisch miteinander. Ist dies nicht mehr möglich, sollte man auf Ursachenforschung gehen. Dabei ist die Tierosteopathie eine sehr sanfte Behandlungsweise, welche ausschließlich mit manuellen Therapien, also mit den Händen arbeitet. Ihr Ziel ist die Mobilisierung der körpereigenen Selbstheilung. Sie kann sowohl vorbeugend eingesetzt werden, als auch bei vorhandenen Schmerzen. Allerdings ist sie für schwerwiegende Krankheiten kein Allheilmittel. Eine Abklärung von Symptomen durch die Schulmedizin ist darum stets ratsam.

Ein Hunde rennt über einen Agility-Trainingsplatz

Foto: © Roger Chapman, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Insbesondere sportlich aktive Tiere profitieren oft von einem Tierosteopathen.

Für welche Tiere eignet sich Osteopathie?

Als erstes wurden Pferde von Tierosteopathen behandeln, wenig später folgten auch Hunde. Für diese beiden Gattungen gibt es inzwischen recht viele Angebote und Therapeuten. Doch im Prinzip kann dieser ganzheitliche Ansatz auch bei allen anderen Tieren eingesetzt werden. Einzig das Temperament der Patienten ist hier entscheidend. Darum gibt es zum Beispiel für Katzen deutlich weniger Optionen. Die wenigsten Samtpfoten lassen sich so ausgiebig behandeln, wie es für diese Therapieform nötig wäre.

Es gibt aber einige Tiere, die sehr prädestiniert für die Tierosteopathie sind. So können vor allem jene, die in den beschriebenen Situationen sind oder denen sie widerfahren sind, reichlich von ihr gewinnen:

  • Tiere im Leistungssport (z.B. Rettungshunde, Rennpferde, Schlittenhunde, Diensthunde und -pferde)
  • Agility-Tiere
  • Hunde, die besonders viel Spaß am Spiel mit Ball oder Frisbee haben
  • jüngere Tiere bis ca 2 Jahre (Probleme bei Reifung direkt im Ansatz begleiten/beheben)
  • nach OPs, Stürzen, Fenstereinklemmen (Katzen), sonstigen Traumen
  • bei chronischen Erkrankungen z.B. Arthrose, Hüftgelenksdysplasien
  • für ältere Tiere, um körperliche Begleiterscheinungen der Alterung abzumildern
Ein großer, brauner Hund liegt platt auf einem gemachten Bett

Foto: © Conner Baker, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Wirkt dein Hund untypisch abgeschlagen, solltest du aufmerksam werden.

Wann kann Tierosteopathie hilfreich sein?

Auch wenn Osteopathie bei Tieren sehr gut präventiv eingesetzt werden kann, gilt es vor allem auch auf Symptome zu achten. Diese müssen zwar nicht unbedingt von einem Tierosteopathen behandelt werden und sollten bestenfalls vorab einmal von einem Tierarzt abgeklärt werden. Aber folgende Anzeichen könnten durchaus relevant für diese ganzheitliche Therapie sein:

  • Lahmheit
  • Probleme beim Aufstehen oder Hinlegen
  • Steifheit im Gang
  • Gelenkprobleme
  • Rückenschmerzen
  • plötzliche Inkontinenz
  • plötzliche Verhaltensänderungen (z.B. Aggressionen oder Depression)
  • Verstauchungen oder andere Verletzungen

Wie bei jeder Behandlungsform fragt man sich aber auch, ob Risiken mit ihr einhergehen. Hier sind Fachleute sich einig, dass es im Prinzip eine risikoarme Behandlung ist. Es werden sanfte Grifftechniken angewendet und ist eher etwas für Menschen mit Fingerspitzengefühl, als für Grobmotoriker. Dennoch warnen Schulmediziner davor, dass Tierosteopathie keine offizielle Ausbildung ist. Sie gilt als Behandlung von Laien. Dennoch wenden sich immer mehr Tierärzte diesem Feld zu und nehmen es ergänzend in ihr eigenes Repertoire auf oder satteln komplett darauf um. Gerade wer an solche Therapeuten gerät, hat eine wirklich sichere Ausgangssituation.

Dennoch soll hier mit erwähnt werden, dass Tierosteopathie auch an ihre Grenzen stößt. Bei schwerwiegenden Erkrankungen können auch die körpereigenen Kräfte nicht immer mehr ausreichen. Es gilt dann dringend eine veterinärmedizinische Behandlung aufzunehmen. Die osteopathische kann aber begleitend mitlaufen. Leidet Ihr Tier unter Krebs, raten Experten – dazu gehören die Osteopathen selbst ebenfalls – eher ab, da die positiven Effekte sonst ins Negative umschlagen können und im schlimmsten Fall sogar Tumore dazu angeregt werden zu wachsen.

Wie sieht eine Behandlung bei Tierosteopathen aus?

Bevor Sie mit Ihrem Hund oder Ihrer Katze nun zum Osteopathe gehen (oder der Therapeut zu Ihnen kommt), fragen Sie sich sicherlicher, wie eine solche Therapieeinheit aussieht und was Sie erwartet. Müssen Sie irgendwelche Vorbereitungen treffen? Wie lange dauert eine solche Sitzung? Und wie häufig braucht Ihr Liebling sie?

Was hat Ihr Haustier: die Anamnese

Der erste Schritt ist erst einmal eine gründliche Anamnese. Das bedeutet, Sie müssen viele Fragen rund um Ihr Tier beantworten. Machen Sie sich dazu vielleicht schon vorab Gedanken und tragen entsprechende Fakten zusammen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Wie alt ist das Tier?
  • Welche Rasse ist es?
  • Gibt es eine medizinische Vorgeschichte und wie sieht diese aus?
  • Wie waren die Lebensumstände bisher?
  • Wie sieht der Alltag momentan aus?
  • Gibt es akute Veränderungen im Verhalten?

Nach dieser ersten Bestandsaufnahme folgt eine gründliche Untersuchung. Diese kann sowohl auf Sicht stattfinden, aber auch mit Abtasten und Tests einhergehen. Das Tier wird also in Bewegung gebracht, es soll im normalen Schritt, aber auch im Rennen beobachtet werden. Auch die Bewegungsabläufe beim Hinlegen und Aufstehen werden analysiert. Gelenke, Strukturen und Gewebe können anschließend abgetastet und gezielt erprobt werden.

Eine Therapeutin streckt das Hinterbein eines Hundes, während eine zweite Frau das Tier auf der Behandlungsliege festhält

Quelle: stock.adobe.comAntoine-Photographe)

Bei der Tierosteopathie kommen lediglich manuelle Therapien zum Einsatz.

Wie geht der Tierosteopath vor: die Behandlung

Hat sich der Osteopath ein Bild vom Zustand Ihres Haustieres gemacht, geht es nun darum, mit der Therapie zu starten. Hier gibt es viele unterschiedliche manuelle Griffe und Vorgehensweisen. So kann er Glieder und Gelenke gründlich bewegen. Auch kleine, gezielte Impulse setzt der Therapeut gern ein. Druck auf bestimmte Punkte kann genauso hilfreich sein, wie eine sanfte Massage der Gewebe.

Manche Anwendungen sind so minimal, dass ein Laie denken könnte, der Osteopath lege nur die Hand auf. Doch bereits durch winzige Bewegungen können sich Gewebe lockern. Ein lautes Knacken nach dem anderen ist nicht nötig, damit die Therapie erfolgreich ist. Hier geht es eher darum, bestehende Beeinträchtigungen zu beheben, damit der Körper seine normale Arbeitsweise wieder aufnehmen kann und dadurch von selbst zu heilen beginnt.

Ein braun gefleckter Hund streckt sich auf einem asphaltierten Weg

Foto: © Sami Aksu, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Was kommt nach der Behandlung: Folgen und Kosten

Wer schon einmal selbst bei einem Osteopathen war, wird vielleicht die danach gern einmal eintretenden Folgen kennen. Häufig fühlt man sich anschließend ein wenig benommen. Das ist auch kein Wunder, denn in einem arbeitet es jetzt eifrig. So ähnlich verhält es sich auch bei der Tierosteopathie. Durch die manuellen Anwendungen wurde stark in die Gewebe eingedrungen, die nun sozusagen erst einmal die Impulse verdauen müssen.

Während Sie es von einer Physiotherapie vielleicht eher kennen, dass hier wöchentliche Sitzungen stattfinden und sich relativ schnell Ergebnisse einstellen, ist die Tierosteopathie eine etwas langwierigere Sache. Denn zwischen den einzelnen Behandlungen vergehen gern einmal 3 bis 4 Wochen, häufig auch einige Monate. In dieser Zeit können die Strukturen und Gewebe die Anregungen verarbeiten und ihre normalen Tätigkeiten im Idealfall wieder aufnehmen.

Entsprechend kann der durchaus gehobene Preis einer Behandlung vielleicht auch eher einmal aufgebracht werden. Aber Achtung: Die Tierosteopathie ist nicht an die Gebührenordnung der Tierärzte gebunden. Die Therapeuten können ihre Preise also frei wählen. Erkundigen Sie sich also besser vorher, wo Sie sich preislich bewegen. Falls Sie eine Tierkrankenversicherung haben, können Sie auch dort noch einmal nach Zuschüssen oder Übernahmen nachfragen.

zwei kleine Hunde rennen im Sonnenuntergang nebeneinander auf einem Weg

Foto: © Alvan Nee, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Sich wieder schmerzfrei bewegen und spielen können – das ist im Idealfall das Ergebnis von sanften, natürlichen Behandlungsformen.

Tierosteopathie: Lohnt die Behandlung?

Vielleicht haben Sie bisher gezögert, wenn von Osteopathie die Rede war, da Worte wie “Selbstheilungskräfte” einen seltsamen Beigeschmack haben können. Doch hinter dieser Therapieform steht im Idealfall ein ganzheitlicher Ansatz, der nicht nur Symptome, sondern auch Ursachen behandelt. Dafür braucht es eine umfangreiche Menge an Wissen über Strukturen im Körper: Nicht nur Knochen und Gelenke, sondern auch Gewebe, Organe und Nerven gehören hier dazu.

Eine Behandlung bei einem Tierosteopathen könnte sich also für Ihren Liebling definitiv auszahlen. Gerade in Kombination mit herkömmlichen Methoden scheint diese Behandlungsform durchaus erfolgsversprechend zu sein – zumal es sich hierbei, wie oben beschrieben, um einen risikoarmen Ansatz handelt. Aussagekräftige Studien dazu gibt es zwar noch keine, aber Erfahrungsberichte von Veterinären und Haltern sind ermutigend.

Weiterführende Links
www.tiermedizinportal.de/…/osteopathie-bei-tieren/063106
www.fnp.de/…/funktioniert-osteopathie-tiere-10392166.html
www.pferdeosteopathie-seiffarth.de/hundeosteopathie/
www.pferdeosteopathie-seiffarth.de/…/theoretisches/
www.anicura.de/…/osteopathie-hund/
www.leswauz.com/…/wie-funktioniert-osteopathie-als-therapie-fuer-hunde/

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