Sie ist eine der häufigsten Erkrankungen vom besten Freund des Menschen und betrifft durchschnittlich ca. 20 % aller älteren Tiere: Niereninsuffizienz beim Hund. Leider bleibt sie meist lange unentdeckt und zieht daher ungehindert ihre Kreise im gesamten Organismus. Es gilt: Je eher die Krankheit erkannt wird, desto besser ist die Prognose. Wie Sie ein Nierenversagen frühzeitig erkennen und was Sie für Ihren Vierbeiner tun können? Lesen Sie hier mehr!

Die Aufgabe der Nieren im Körper eines Hundes

Sie gehören zu den klassischen Entgiftungsorganen: die Nieren. Ihre wichtigste Aufgabe ist das Filtern von Schadstoffen aus dem Blut. Dazu gehören zum einen Stoffwechselendprodukte, zum anderen extern aufgenommene Partikel, die sogar giftig sein können. Diese werden dann über den Urin ausgeschieden. Doch das ist nicht die einzige Funktion.

In einer schematischen Darstellung der inneren Organe eines Hundes sind die Nieren rot markiert

Quelle: stock.adobe.comSciePro)

Produktion von Hormonen
  • Hormon Erythropoetin wird hauptsächlich in Nieren gebildet
  • fördert Bildung und Reifung roter Blutkörperchen im Knochenmark
Regulierung Blutdruck
  • prüft ständig den Blutdruck
  • fällt dieser ab, Produktion des Enzyms Renin
  • sorgt für Blutdrucksteigerung
Aktivierung Vitamin D
  • Nieren wandeln Vitamin D aus inaktiver Vorstufe in biologisch aktives Stoffwechselprodukt um
  • Vitamin D kann dann Knochenaufbau und Muskulatur unterstützen
Steuerung Säure-Basen-Gleichgewicht
  • Bicarbonat ist Teil eines Puffers im Körper, um pH-Wert konstant zu halten
  • Nieren absorbieren diesen Stoff aus dem Urin
  • wenn nicht, drohen Schwankungen und Proteine verlieren biologische Funktion

Niereninsuffizienz beim Hund – das steckt dahinter

Gut funktionierende Nieren sind also umfassend wichtig für den Körper. Verschiedene Vorgänge im Körper (dazu gleich mehr) führen allerdings zu einem schrittweisen Absterben des Gewebes. Kommt es dadurch zu einer Unterfunktion, erhöht sich Stück für Stück die Konzentration der normalerweise herausgefilterten Substanzen im Blut.

Das betrifft zum einen stickstoffhaltige Stoffwechselendprodukte (z.B. Harnsäure, Harnstoff, Kreatinin), zum anderen gewisse Elektrolyte (u.a. Kalium, Natrium, Chlorid). Aber auch Gift- und Abfallstoffe reichern sich peu à peu weiter an. Über kurz oder lang verschlechtert sich der Gesamtzustand dann übergreifend. Die sogenannte Niereninsuffizienz beim Hund tritt in zwei Formen auf: akut und chronisch.

ein größerer brauner Hund liegt erschöpft auf dem Boden

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Eine akute Niereninsuffizienz beim Hund kann rasant verlaufen und tödlich enden.

ANI: Akute Niereninsuffizienz beim Hund

Diese Variante des Nierenversagens ist eher selten, hat dafür aber einen sehr schnellen Verlauf. Die Nierenfunktion nimmt hier innerhalb kürzester Zeit ab. Mögliche Ursachen für eine ANI sind:

  • starker Blutdruckabfall (z.B. wegen einer schweren Blutung, einem Hitzschlag, einem Schock)
  • verringertes Blutvolumen (z.B. aufgrund von starkem Erbrechen, einer Entzündung)
  • aufgenommene Toxine, entweder körpereigene (als Reaktion auf Organerkrankungen) oder körperfremde (Schwermetalle, Medikamente, Giftpflanzen, usw.)
  • virale oder bakterielle Nierenentzündung
  • blockierte Harnwege (z.B. durch Tumore, Abszesse, Prostataerkrankungen bei Rüden)

Tritt eine akute Niereninsuffizienz beim Hund auf, erkennen Sie dies an einer Kombination aus verschiedenen, sich gleichzeitig manifestierenden Symptomen. Dazu gehört zum Beispiel plötzliches Erbrechen und/oder Durchfall zusammen mit einer deutlich reduzierten Urinausscheidung. Auch Schwäche bis zu Apathie sind sehr typisch. Ein Druckschmerz im Nierenbereich ist ebenfalls ein deutliches Anzeichen.

Haben Sie also den Verdacht, dass Ihr Tier unter dieser Erkrankung leidet, heißt es zügig den Tierarzt aufsuchen, am besten innerhalb der ersten Stunden oder maximal einiger, weniger Tage. Denn akute Niereninsuffizienz beim Hund zählt als medizinischer Notfall. Wird die Ursache dafür direkt erkannt und behoben, stehen die Chancen aber gut, dass sich Ihr Vierbeiner wieder vollkommen erholt und keine bleibenden Schäden zurückbehält. Handelt man hingegen zu spät, kann sich aus der akuten auch eine chronische Niereninsuffizienz entwickeln.

CNI: Chronische Niereninsuffizienz beim Hund

Diese weitaus häufiger auftretende Krankheit hat einen längeren Verlauf und wird von der International Renal Interest Society (IRIS) in insgesamt vier unterschiedliche Stadien eingeteilt. Dabei wird das Fortschreiten der Gewebeschädigung eingeschätzt. Die Einordnung erfolgt anhand der im Blut gemessenen Kreatinin-Werte. Je höher diese sind, desto weniger funktionsfähig sind die Nieren.

Stadium I
  • noch 100 % bis 33 % Gewebe funktionstüchtig
  • Kreatininwert bei unter 125 mikromol/l
  • symptomlos, da die Nieren zeitweise ihre Leistung auf ein 3-faches steigern und dadurch noch ausgleichen können
Stadium II
  • 33 % bis 25 % Gewebe bleiben funktionstüchtig
  • Kreatininwert bei 125-180 mikromol/l
  • Nieren können nicht mehr kompensieren, erste Symptome treten auf
Stadium III
  • noch 21 % bis 10 % Gewebe funktionstüchtig
  • Kreatininwert bei 181-440 mikromol/l
  • mittleres Nierenversagen mit zunehmender Symptomatik
  • erste Folgeerscheinungen (z.B. gestörter Vitamin- und Hormonhaushalt)
Stadium IV
  • noch 10 % bis 0 % Gewebe funktionstüchtig
  • Kreatininwert bei über 441 mikromol/l
  • terminales Nierenversagen, nicht mehr behandelbar
  • weitere Folgeerscheinungen (z.B. Anämie, beeinträchtigter Knochenstoffwechsel)
ein großer brauner Hund legt seinen Kopf auf das Bein einer Frau im Sommerkleid

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Woher stammen die Schäden

Eine Ursache für das Absterben des Gewebes zu ermitteln, ist leider nicht einfach. Denn, wenn die ersten Symptome auftreten, ist bereits viel zu viel der Struktur zerstört. Wissenschaftler haben inzwischen allerdings herausgefunden, dass eine Niereninsuffizienz beim Hund in vielen Fällen mit Magen-Darm-Problemen zusammenhängt. Denn dadurch erhalten sie meist bereits übermäßig verschmutztes oder verklumptes Blut und können damit nicht mehr entsprechend arbeiten.

Aber auch Nierensteine oder -tumore sind eine mögliche Erklärung. Ebenfalls lässt sich bei einigen Rassen eine genetische Neigung dazu feststellen. Dazu gehören z.B. der Deutsche Schäferhund, Cocker Spaniel, Pudel, Berner Sennenhund und viele Terrier-Rassen.

ein kleiner weißer Hund bekommt Wasser aus einer Flasche

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Ein vermehrter Durst kann ein mögliches Symptom für ein Nierenproblem beim Hund sein.

Kann dem Absterben vorgebeugt werden?

Um eine Niereninsuffizienz beim Hund möglichst frühzeitig zu erkennen, empfiehlt sich ab zirka dem 4. Lebensjahr ein regelmäßiger Nieren-Check beim Tierarzt. Dieser kann nicht nur die Kreatinin-Werte im Blut prüfen, sondern am besten auch den sogenannten SDMA-Wert (Symmetrisches Dimethylarginin). Dieser Biomarker gibt noch frühzeitiger das Signal, wenn etwas nicht mit den Nieren stimmen sollte. Achten Sie zusätzlich auf folgende Symptome:

  • vermehrter Durst und Harnabsatz (meist erstes Anzeichen in Stadium II)
  • häufiges Erbrechen
  • Appetitmangel
  • Gewichtsverlust
  • Müdigkeit, Lethargie,
  • sinkende Vitalität
  • mattes, struppiges Fell
  • Juckreiz
  • entzündete Mundschleimhäute
  • Anämie
  • nach Urin riechender Atem (vor allem ab Stadium III)
Ein Hund liegt in seinem Körbchen

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Eine Vorbeugung der Niereninsuffizienz beim Hund ich nicht einfach, es gibt aber Ansätze.

Behandlungsmöglichkeiten von Niereninsuffizienz bei Hunden

Das Traurige für die meisten Halter ist wohl, dass (chronische) Niereninsuffizienz beim Hund leider nicht heilbar ist. Allerdings gibt es einige Optionen, wie der Verlauf zumindest verzögert werden kann. Dabei gilt, wie bereits gesagt: je früher, desto besser. Das A und O bei einem solchen Vorhaben ist, das noch vorhandene Gewebe zu schonen. Dazu können Sie zum einen mit Medikamenten arbeiten. Hier werden vor allem ACE-Hemmer (Blutdrucksenker) sowie durchblutungsfördernde Mittel gegeben, um den Nieren die Filtration zu erleichtern. Zum anderen spielt aber auch die Ernährung eine enorme Rolle.

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Nierendiät: Das kommt jetzt in den Futternapf

Leidet ein Hund an Niereninsuffizienz, dann ist es das Kniffligste, ihm alle wichtigen Nährstoffe zukommen zu lassen, ohne dass er schädliche Substanzen aufnimmt. Es gilt eine gute Balance zu halten und möglichst leicht verwertbare Produkte zu verwenden, damit die Nieren nicht zu sehr belastet werden. Das bedeutet vor allem ein Protein zu nutzen, das eine hohe biologische Wertigkeit hat und dem körpereigenen ähnelt. Hier eignen sich tierische Optionen um ein Vielfaches besser, als pflanzliche Alternativen.

Ein kleiner Hund steht vor seinem vollen Napf und gibt einem Menschen Highfive

Foto: © kabo, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Die richtige Ernährung kann das Voranschreiten der Niereninsuffizienz bremsen.

Da ein erkranktes Tier meist einen geringeren Appetit verspürt und insgesamt eher schwächer wird, sollte das Futter zudem besonders schmackhaft und energiereich sein. Neben Fleisch sind Kohlenhydrate (z.B. aus Kartoffeln oder Reis) eine gute Quelle dafür. Ballaststoffe dürfen ebenfalls nicht fehlen und können aus quasi allen normalerweise bekömmlichen Gemüse- und Obstsorten gewonnen werden. Auch Omega-3-Fettsäuren zeichnen sich u.a. durch eine nierenunterstützende Wirkung aus und bilden darum einen wertvollen Bestandteil der Nierendiät.

Und schließlich sorgen Sie unbedingt dafür, dass Ihr Tier ausreichend trinkt. Die Flüssigkeitsaufnahme ist bei einer Niereninsuffizienz ausgesprochen wichtig. Unter Umständen können Sie hierbei ein wenig unterstützen, indem Sie entweder das Trockenfutter einweichen oder aber dem Nassfutter zusätzliches Wasser beimengen. Generell gilt: Besser auf feuchte Nahrung umsteigen!

Jemand gibt einem Hund eine Kaustange

Foto: © James Lacy, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Unsplash.com

Von einigen Nahrungsmitteln sollten Hunde mit Nierenproblemen besser die Pfoten lassen.

Achtung: Auf diese Zutaten besser verzichten

Wer sich mit dem Thema Niereninsuffizienz beim Hund zu beschäftigen beginnt, wird häufig direkt den Rat bekommen, eine proteinarme Kost zu servieren. Allerdings gilt dies erst in einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium. Denn eigentlich ist das Protein an sich nicht schädlich, insbesondere, wenn es gut verwertbar ist. Allerdings sollten Sie tatsächlich die Finger von mageren Fleischsorten lassen. Diese haben einen vergleichsweise hohen Phosphatwert, was die Nieren stark beansprucht. Gleiches gilt für Innereien.

Fettes Fleisch hingegen liefert weniger Phosphate, bringt dafür aber jede Menge Energie und Geschmack! Apropos Nährstoffe: Ebenfalls Acht geben sollten Sie auf Natrium, Kalium und Magnesium. Eine gute Nierendiät ist vergleichsweise arm daran. Verzichten Sie ebenfalls auf Knochen, Weizenkleie, Haferflocken und Hefe.

Wovon Sie ebenfalls die Finger lassen sollten, sind konventionelle Leckerlis. Wenn Sie Ihrem Liebling gern zwischendurch etwas Gutes tun wollen oder aber beim Training eine Belohnung brauchen, können Sie zum Beispiel einen Teil der normalen Tagesration zurückbehalten. Alternativ sind Chips (z.B. aus Möhren, Rote Bete oder Banane) sehr beliebt. Diese können Sie sogar selbst zubereiten, indem Sie die Lebensmittel in sehr dünne Scheiben schneiden und dann entweder in Kokosöl anbraten oder aber sie im Dörrautomat trocknen lassen.

Ein freundlich schauender Golden Retriever sitzt im Zimmer

Foto: © Helena Lopes, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Wird Niereninsuffizienz beim Hund frühzeitig entdeckt, kann er dennoch ein schönes Leben haben.

Fazit: Leben mit Niereninsuffizienz beim Hund

Es ist keine Seltenheit und die Schuld liegt nicht zwangsläufig beim Besitzer: Niereninsuffizienz beim Hund kommt bei quasi jedem fünften Tier vor. Es ist eine übliche Alterserscheinung. Wird es allerdings möglichst frühzeitig erkannt, können Sie Ihrem Liebling dennoch ein Leben mit hoher Qualität schenken. Eine engmaschige und dauerhafte Kontrolle bzw. Betreuung durch den Tierarzt ist zwar Voraussetzung dafür, aber dadurch kann dem besten Freund des Menschen viel Leid erspart werden.

Weiterführende Links
www.tiermedizinportal.de/…/nierenschwache-niereninsuffizienz-beim-hund
www.tierklinik-in-berlin.de/…/chronisches-nierenversagen-bei-hund-und-katze/