Es begegnet einem in letzter Zeit immer öfter mal und ist für viele dennoch nach wie vor befremdlich: Eine Katze an der Leine. Manche schütteln nur mit dem Kopf, andere sprechen gleich von Tierquälerei. Was ist dran an diesem Vorwurf? Wir schauen uns die Katzenleine und das -geschirr näher an und wollen prüfen, ob die beiden nicht doch unter Umständen sinnvoll sein können. Lesen Sie hier mehr!

Katzenleine – sinnvoll oder nicht?

Natürlich ist ein Freigang für die Katze ungehindert am schönsten. Nur dann kann sie ganz ungestört ihrem inneren Instinkt folgen, ihre eigenen Entscheidungen fällen und dem ihr eigenen Bewegungsmuster folgen. Doch nicht immer ist ein solcher Alleingang möglich oder sicher. Ist es dann aber wirklich besser, das Tier zum Stubentiger zu machen? Gerade wenn sie zuvor die Freiheit gekostet hat, kann eine Fellnase diese dann vehement auch wieder einfordern. 

Das Thema “Katze an der Leine” ist somit wirklich diffizil. Eine pauschale Entscheidung kann hier nicht getroffen werden. Es ist stets eine individuelle Abwägung der Umstände. Es kann einiges für die Katzenleine sprechen. Jedoch gibt es auch Situationen, in denen Sie Ihre Katze besser nicht mit einer solchen konfrontieren sollten. Das ist wirklich abhängig von Ihrem Tier und seinem Charakter. Souveräne Samtpfoten können mit der Leine ein großes Stück Lebensqualität dazugewinnen. Schüchterne oder ängstliche Tigerchen darf man aber nicht dazu zwingen.

Wann ist die Katzenleine hilfreich?

Ist Ihre Katze selbstbewusst, neugierig und ruht in sich selbst? Dann könnte sie definitiv geeignet sein, um einen Spaziergang an der Leine zu wagen. Doch nicht nur zum “Gassigehen” ist die Katzenleine praktisch. Es gibt auch verschiedene andere Situationen, in denen dieses Hilfsmittel durchaus nützlich ist:

  • unerfahrene Katzen langsam an den Freigang gewöhnen
  • neues Revier nach Umzug vorsichtig erkunden lassen
  • alten, kranken oder sich in Rekonvaleszenz befindenden Tieren den Freigang ermöglichen
  • trotz gefährlicher Gegenden (Innenstadt, verkehrsreiche Straßen, Giftköder,…) Ausgang ermöglichen
  • Zugang zu neuen (noch nicht katzensicheren) Balkonen
  • Vergesellschaftung mit anderen Tieren
  • Tierarztbesuche 
  • längere Autofahrten

Es zeigt sich, dass die Leine durchaus in ganz unterschiedlichen Situationen eine gute Idee sein kann. Selbst wenn Sie nicht mit Ihrer Katze spazieren gehen wollen, ist das Führinstrument häufig dennoch ein Hilfsmittel für mehr Sicherheit im Alltag.

Katze mit Katzenleine im Auto auf dem Weg zum Tierarzt

Gibt es Nachteile bei Leine und Geschirr?

Wir sagten es bereits: Manche Katzen wollen, einmal die Frischluft gekostet, nicht mehr darauf verzichten, was zu lautstarken Diskussionen führen kann. Eine solche Gewohnheit sollte also nur begonnen werden, wenn auch wirklich genügend Zeit für regelmäßige, ggf. tägliche Wiederholungen vorhanden ist. 

Dabei wollen wir noch einmal darauf hinweisen, dass das Geschirr mit Leine definitiv nicht 100 % Sicherheit verspricht. Auch hier kann sich eine gewandte Mieze unter Umständen hinausschlängeln. Oder sie bleibt mit der Konstruktion hängen und verletzt sich dadurch. Das Equipment sollte darum unbedingt immer perfekt passen – doch das ist nicht einfach umzusetzen. Falls sie doch einmal entwischt, sollten Sie vorher Ihren Liebling z.B. gechipt haben!

Und schließlich erhöht sich auch der Pflegeaufwand deutlich. Nicht nur die Fellpflege kann intensiver werden (insbesondere bei Langhaarkatzen). Es gilt zudem, Ihre Katze gesundheitlich zu schützen. Durch den Freigang kommt sie deutlich häufiger in Kontakt mit potenziellen Krankheitserregern und Parasiten. Entsprechend sollte die Katze also komplett durchgeimpft sein, bevor ihre Pfoten den Erdboden draußen berühren. Zusätzlich empfehlen sich z.B. Repellents gegen Zecken, Milben, Flöhe und Co. sowie ggf. Wurmkuren.

Wie kann ein Spaziergang mit Katze ablaufen?

Bevor Sie eine endgültige Entscheidung treffen, wollen wir noch kurz einen Ein- bzw. Ausblick in Ihre potenziellen Spaziergänge geben. Denn ein Leinengang mit Katze ist definitiv nicht vergleichbar mit dem Gassigehen eines Hundes. Dieser ist daran gewöhnt, in der Gruppe unterwegs zu sein und sich auch an Frauchen oder Herrchen zu orientieren. Die Katze hingegen ist selbstständiger und hat ihren eigenen Kopf. 

Demzufolge ist es in Wahrheit eigentlich so, dass die Katze Sie ausführt. Sie folgen Ihrem Tier häufig mehr, als dass Sie die Richtung bestimmen. Was Sie versuchen sollten zu vermeiden, ist aber, dass sich Ihr Tier komplett in die Büsche schlägt oder auf einen Baum klettert. Denn von dort bekommen Sie die feline Gesellin tendenziell nur mit viel Stress und/oder Zeitaufwand wieder raus bzw. runter. Solche Situationen zu umgehen ist nicht ganz leicht. Die Wahl des Spaziergeländes ist darum auch nicht ganz irrelevant. Dazu aber später mehr.

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Katzenleine, Katzengeschirr und Co – aber welches soll es sein?

Wer Leine hört, denkt wahrscheinlich sofort an Halsband. Doch für Katzen ist dieses noch ungünstiger, als für Hunde. Denn sie können sich damit bei ihren Streifzügen auch verheddern und strangulieren. Oder sie winden sich einfach viel zu schnell aus ihnen heraus und sind auf und davon. Die deutlich sicherere Variante ist darum ein Katzengeschirr! 

Katzen Zubehör | Katzenleine | Geschirr | Halsband

Katzen Zubehör | Katzenleine | Geschirr | Halsband

Das richtige Geschirr finden

Es gibt verschiedene Arten von Geschirren. Einige setzen sich aus einem Hals- und Bauchgurt zusammen, welche über einen Rückengurt miteinander verbunden sind. Allerdings besteht hier wie beim Halsband die Gefahr des Abschnürens. Ein Geschirr, dessen einzelne Gurte über Rücken und Brust miteinander verbunden werden, ist darum meist deutlich bequemer. Es verteilt so den Zug der Leine flächiger und ist schonend zu Hals und Genick. 

Damit die Katze sicher an der Leine laufen kann, ist die richtige Passform bzw. Größe und Verarbeitung des Geschirrs von größter Wichtigkeit. Ansonsten kann es Ihren Liebling einengen, die Blutversorgung abschnüren oder der Katze Gelegenheit zum Ausbüchsen geben. Zudem kann es auch durch eine schlechte Qualität zu Verletzungen kommen. Achten Sie also bei der Auswahl unbedingt auf folgende Punkte:

  • Geschirr sollte aus weichem, anschmiegsamen Material bestehen
  • Stoff ist besser als z.B. Leder, sollte aber nicht knistern
  • keine scharfkantigen Ösen, Verschlüsse usw. 
  • auf Dekoelemente besser verzichten
  • komfortables Handling beim An- und Ausziehen
  • dezente Reflektoren für mehr Sichtbarkeit der Katze

Um die richtige Größe des Geschirrs zu ermitteln, sollten Sie zunächst den Hals- und Brustumfang Ihrer Fellnase ausmessen. Das fertig angelegte Konstrukt sollte so eng anliegen, dass Sie einen Finger drunter schieben können (also ca 1-2 cm Spielraum). So ist es sicher, aber engt nicht zu stark ein. 

Welche Leine ist geeignet?

Sitzt das Geschirr, müssen Sie nur noch die Katzenleine einhaken und schon geht’s los? Leider nein, denn die Leine sollte auf die Umgebung abgestimmt sein. Insgesamt ist zunächst einmal auch das Gewicht von Bedeutung, denn bereits das Geschirr ist eine zusätzlich Belastung, die das Tier häufig aus dem Gleichgewicht bringt. Darum sollte die Leine so zart und leicht wie möglich ausfallen. Abgesehen davon können Sie zwischen einer Schleppleine und einer Führleine unterscheiden.

Die Schleppleine kennen Sie vielleicht schon vom Hund. Diese kann bis zu 8 m lang sein und gewährt Ihrer Fellnase sehr viel Freiheit. Doch genau das kann auch problematisch werden, wenn sie plötzlich in Nachbars Garten springt oder einem Vogel hinterher den Baum hinauf saust. Am besten wählen Sie für als Einsatzgebiet für diesen Typ ein möglichst offenes Gelände oder zumindest einen recht breiten Weg. 

Das ganze Gegenteil dazu ist die Führleine. Diese ist meist nur 1 bis 1,5 m lang und schränkt dadurch die Katze deutlich stärker ein. Dafür besteht aber ein geringeres Risiko, dass sie flüchtet oder in gefährliche Situationen gerät. Sie eignet sich wohl am besten in quirligen Situationen oder beispielsweise für den Gang zum Tierarzt. Wer eine Kombination aus beiden Möglichkeiten wünscht, sollte übrigens zur Flexileine greifen. Diese kann durch einen integrierten Stopper immer situativ in ihrer Länge angepasst werden.

Maine Coon Katze mit Katzen-Geschirr und Leine im Garten

Wie gewöhnen Sie Ihre Katze an Katzenleine und Co.? 

Ob Sie es nun als Hilfsmittel beim Tierarzt oder für ein bisschen mehr Freiheit für Ihre Katze nutzen wollen: Geschirr und Leine wird sie meist nicht ohne Weiteres akzeptieren. Ein Hund muss diese Utensilien schon üben, eine Katze muss davon aber überzeugt werden. Hier gilt es sehr viel Geduld an den Tag zu legen, kleine Schritte zu machen und ggf. auch zu akzeptieren, wenn Ihre Samtpfote mit der ganzen Idee nicht warm wird. Denn das Wichtigste am Leinen-Training ist: niemals Zwang ausüben!

Erste Schritte: Vorsichtiges Kennenlernen

Je eher Sie mit dem Training beginnen, desto besser. Wissen Sie also, dass Sie ein kleines Katzenbaby adoptieren wollen und mit der Leine arbeiten möchten, können Sie schon in frühester Kindheit damit anfangen. Dafür gibt es spezielle, mitwachsende Welpen-Geschirre. Aber auch in höheren Jahren kann damit noch begonnen werden. Viele sagen, dass es bis etwa 7 Jahre noch recht einfach funktioniert. Danach wird es immer schwieriger, aber nicht aussichtslos! Hier hängt es sehr stark vom Charakter Ihrer Mieze ab. So oder so – am besten beginnen Sie wie folgt:

  1. Die Katze sollte in einem ausgeglichenen, ruhigen, entspannten Zustand sein. Die Umgebung sollte keine Ablenkungen oder Störfaktoren aufweisen.
  2. Legen Sie das Geschirr ohne Leine auf den Boden, vielleicht nahe eines Lieblingsplatzes. So kann Blickkontakt aufgenommen werden.
  3. Lassen Sie die Katze näher kommen, das Stück beschnuppern, beschmusen und vielleicht mit der Pfote anstupsen. Auch ein Reinkrallen ist okay (an den Pfoten sind Duftdrüsen, die markieren).

Schritt zwei: Anprobieren und dran gewöhnen

Ist das Geschirr an sich akzeptiert worden und für die Katze nicht mehr völlig unbekannt (das kann durchaus mehrere Anläufe brauchen), können Sie vorsichtig damit beginnen, es anzulegen. Hierbei sollten Sie schrittweise vorgehen. Die meisten Katzen mögen die Modelle nicht, die über den Kopf gezogen werden. Darum werden die Varianten mit Gurten meist schneller akzeptiert:

  1. Legen Sie das Geschirr locker auf den Rücken der Katze. Sie soll sich an das Gefühl gewöhnen. Das kann eine Weile dauern.
  2. Ist die Katze entspannt, können Sie beginnen, die Gurte locker zu schließen. Lassen Sie ihr auch dabei wieder Zeit und brechen lieber einmal mehr ab, als etwas zu erzwingen.
  3. Stellen Sie bei jedem Versuch das Geschirr etwas passgenauer ein, bis es seine Endstellung erreicht. Geben Sie auch hier Ihrer Katze genügend Zeit, sich damit zu arrangieren.

Seien Sie übrigens nicht verwundert: Viele Katzen laufen zunächst sehr unsicher und wackelig mit einem Geschirr. Manche fallen vielleicht ständig um. Dies bessert sich für gewöhnlich nach einer Weile. Aber falls nicht: Besser das Projekt bleiben lassen. Um den Gewöhnungsprozess zu beschleunigen und angenehmer für Ihre Katze zu gestalten, sollten Sie übrigens jeden Fortschritt positiv bestärken. Arbeiten Sie mit Leckerlis, Clickern, Loben und Streicheleinheiten. Auch Ablenkung in Form von Spielen ist sehr willkommen. So vergessen die Fellnasen das seltsame Ding auf ihrem Körper schnell. 

Eine Katze mit Katzenleine/Katzengeschirr spaziert mit seinen Frauchen.

Der dritte Schritt: Hinaus in die weite Welt?

Das Geschirr sitzt und Ihre Katze läuft unbeeinträchtigt durch die Wohnung? Dann ist es jetzt Zeit, das erste Mal die Katzenleine einzuhaken. Wenn Ihre Fellnase auch diesen Mini-Schritt gut weggesteckt hat, können Sie nach dem Trockentraining in der Wohnung das erste Mal das Haus verlassen. Wichtig hierbei: Arbeiten Sie unbedingt in kleinen Intervallen! Ein halbstündiger Spaziergang durch die Innenstadt ist jetzt auf keinen Fall das Richtige!

Wer hat, sollte mit einer kleinen Erkundungstour an der Leine durch den eigenen Garten beginnen. Diesen kennt Ihre Katze schon durch das Fenster. Zudem ist das bekannte Zuhause immer in Pfotenreichweite, sodass Ihr Liebling schnell wieder ins Sichere Heim flitzen kann, wenn dieses “Draußen” ihr zu unheimlich oder die Leine doch zu nervig wird. Wählen Sie für diese ersten Touren unbedingt Zeitpunkte und Orte, die möglichst wenig Ablenkung und Störfaktoren bieten. Gehen Sie kleine Runden und tasten sich vorsichtig an einen richtigen Spaziergang heran. 

Je sicherer Ihre Mieze – und auch Sie – mit dieser neuen Situation werden, desto mutiger können Sie als Team werden. Trauen Sie sich vielleicht mal eine längere Strecke oder gehen Sie ein Stück im Wald spazieren. Steigern Sie sich nur nicht zu schnell, sondern geben Sie Ihrem Liebling genügend Zeit. Bemerken Sie, dass Ihre Katze nach mehreren Anläufen nur geduckt und scheu umherhuscht, spricht vieles dafür, dass ein Freigang mit Leine für sie nicht das Richtige ist. Dennoch war das Training bis zu diesem Punkt nicht sinnlos, denn in Situationen wie dem Tierarztbesuch kann die Katzenleine dennoch hilfreich sein.

Weiterführende Links

https://einfachtierisch.de/katzen/katzenerziehung/katzengeschirr-mit-dem-stubentiger-gassi-gehen-33487

https://de.wikihow.com/Eine-Katze-ohne-Transportbox-zum-Tierarzt-bringen

Lieblingsplatzes. So kann Blickkontakt aufgenommen werden. Lassen Sie die Katze näher kommen, das Stück beschnuppern, beschmusen und vielleicht mit der Pfote anstupsen. Auch ein Reinkrallen ist okay (an den Pfoten sind Duftdrüsen, die markieren).