Braucht man den Hundeführerschein – ja oder nein?

Er erhitzte die Gemüter gewaltig und ist auch mehrere Jahre nach Einführung mancherorts noch nicht sonderlich beliebt. Andere hingegen sehen in ihm einen echten Vorteil sowie auch Fortschritt, was die artgerechte Tierhaltung angeht. Die Rede ist vom Hundeführerschein. Wir werfen einen Blick auf den “Lappen für vier Pfoten” und klären, wer ihn wann und warum wirklich braucht.

Hundeführerschein – das steckt dahinter

Es ist eigentlich wie beim Autofahren. Wer einen PKW selber nutzen möchte, braucht den Führerschein. Dieses Konzept wurde nun auch quasi auf Hunde übertragen. Der sogenannte Hundeführerschein ist ein Befähigungsnachweis für Hundehalter darüber, dass diese genügend Kenntnisse über ihr Tier haben, um mit ihm im Alltag richtig umzugehen. Dazu muss eine zweigeteilte Prüfung abgelegt werden.

Vielen Hundebesitzern hat das aber nicht wirklich gefallen. Es wurden Vorwürfe laut, dass man nur Geld damit machen wolle und man sich doch nicht sein Haustier vorschreiben lassen kann. Doch tatsächlich besteht dazu gar kein wirklicher Grund. Denn bislang gibt es keine deutschlandweite Pflicht für dieses Zertifikat. Hundegesetze sind stets Ländersache und deswegen in jedem Bundesland unterschiedlich geregelt. Somit betrifft die eigentliche Verpflichtung nur sehr wenige Personen wirklich.

Ein junger erwachsene männliche Dogo- Hundeführerschein

Wer braucht einen Hundeführerschein eigentlich?

Wie schon gesagt, eigentlich handelt es sich beim Hundeführerschein um eine weitgehend freiwillige Angelegenheit. Häufig wird dieses Zertifikat mit dem tatsächlich in einigen Bundesländern verpflichtenden Sachkundenachweis gleichgesetzt – doch das ist nicht ganz richtig. Es gibt lediglich die Möglichkeit, den Hundeführerschein als ein Sachkundenachweis anerkennen zu lassen.

Das trifft zum Beispiel auf Niedersachsen zu. Hier gilt eine generelle Hundeführerscheinpflicht. Auch in Nordrhein-Westfalen müssen Halter von großen Hunden einen solchen Nachweis erbringen. Als groß wird hier eine Widerristhöhe von mind. 40 cm oder ein Gewicht von wenigstens 20 kg angesehen. Seit 2019 wird zudem auch in Berlin ein Sachkundenachweis bzw. Hundeführerschein verlangt, wenn man sein Tier außerhalb von Hundeauslaufgebieten ohne Leine laufen lassen will und der Hund nach dem 22. Juli 2016 angeschafft wurde.

Falls ein solcher Nachweis also gesetzlich vorgeschrieben ist und man aber gegen diese Regelung verstößt, kann es zunächst zu Bußgeldern kommen. Diese beginnen mit einer relativ harmlosen Summe von ca. 25,– €. Je nachdem kann sich der Maßnahmenkatalog aber natürlich steigern. In letzter Konsequenz kann der Hunde sogar beschlagnahmt werden, wenn der Verdacht besteht, man ist nicht fähig das Tier ordentlich zu halten. Dies ist gerade der Fall, wenn eigentlich ein Sachkundenachweis verlangt wird.

American Pitbull Terrier-Hundeführerschein

Sachkundenachweis vs. Führerschein – was ist der Unterschied?

Wie bereits angedeutet sind die beiden Nachweise sich sehr ähnlich, aber nicht zwangsläufig inhaltlich das Gleiche. Während der Hundeführerschein eher ein Nice-to-Have ist, kann an einem Sachkundenachweis die Erlaubnis zur Hundehaltung hängen. Insbesondere wenn es um sogenannte Listenhunde geht, greift diese Regelung in den meisten Bundesländern. Es wird davon ausgegangen, dass für das Halten von (potentiell) gefährlichen Tieren eine besondere Befähigung nötig ist, welche über diese Prüfung eben bestätigt wird.

Als Listenhunde gelten viele sehr große, massive Hunde  oder auch die umgangssprachlich als Kampfhunde bezeichneten Tiere, wie z.B. American Pit Bull Terrier, American Staffordshire Terrier oder Cane Corso Italiano. Aber auch die Deutsche Dogge, der Dobermann, der Rottweiler und sogar der Deutsche Schäferhund befinden sich auf der Liste.

Wer sich also für ein solches Tier interessiert, muss zuvor – meist beim Amtstierarzt oder bei entsprechend anerkannten Sachverständigen – eine Prüfung ablegen. Wer die nicht besteht, darf in vielen Fällen kein solches Tier adoptieren. Ein Hundeführerschein hingegen hat eigentlich keine solchen Auswirkungen. Im Gegenteil – er kann auch einige positive Aspekte bewirken.

Welche Vorteile kann der Hundeführerschein bringen?

Betrachtet man die Prüfung des Hundeführerscheins nicht als notwendiges Übel, kann man in ihr einige Vorteile erkennen. Zum einen wird hier natürlich die Bindung zwischen Halter und Hund sehr gestärkt. Gerade für Gespanne, die einfach Freude am gemeinsamen Lernen haben, ist das Ganze ein großes Abenteuer und macht enorm viel Spaß.

Zudem lernt aber auch gerade der Halter sehr viel über sein Tier. Denn häufig hat man zwar einen Hund an seiner Seite, weiß ihn aber gar nicht richtig zu lesen. Körpersprache und artgerechte Haltung sind zentrale Punkte beim Hundeführerschein. Das Wissen darum verleiht zusätzliche Sicherheit in eventuell problematischen Alltagssituationen.

Und schließlich kann auch das Kostenargument noch eingebracht werden. Denn in einigen Regionen oder Gemeinden wird Absolventen des Hundeführerscheins steuerliche Vergünstigungen gewährt. So kann die Hundesteuer beispielsweise für einen gewissen Zeitraum entweder komplett entfallen oder aber um einen großen Prozentsatz gesenkt werden.

Ein Rottweiler sitzend im Garten- Hundeführerschein

So bekommt man den Hundeführerschein

Wer sich also dafür entscheidet, diesen Nachweis für seine Tauglichkeit zum Hundehalter zu erhalten, kann sich an Vereine oder Verbände wenden. Drei der bekanntesten mit diesem Angebot sind:

  • Verbandes für das deutsche Hundewesen (VDH)
  • Berufsverband zertifizierter Hundeschulen (BVZ)
  • Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV)

Diese legen die Inhalte zwar individuell fest, sind aber insgesamt fachlich sehr anerkannt und somit grob vergleichbar. Die drei wichtigsten Richtlinien, die beim Hundeführerschein überprüft werden sind:

  • Sachkunde des Hundehalters
  • Grundgehorsam des Hundes und
  • Sozialverträglichkeit des Hundes

Generell dient der Hundeführerschein aber vor allem der Einschätzung von Hund und Halter und deren Zusammenspiel in verschiedenen Alltagssituationen. Er soll zeigen, dass der Mensch sich verantwortungsvoll mit seinem Tier auseinandersetzt und ihn artgerecht behandelt. Der Hund darf grundsätzlich keine Gefahr für Menschen oder andere Tiere darstellen. Wie wird das nun aber nachgewiesen?

Staffordshire Bull Terrier- Hundeführerschein

Voraussetzungen & Vorbereitungen

Als Mensch muss man lediglich mindestens 16 Jahre alt sein und eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen haben. Beim Hund beträgt das Mindestalter 12 Monate. Er braucht zudem einen ausreichenden Impfschutz sowie einen Identifikationsnachweis (Mikrochip). Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Sie mit der Vorbereitung starten.

Dazu gibt es beispielsweise in den Hundeschulen oder auch online entsprechendes Lernmaterial, Videos und Testfragen. Einige Anbieter offerieren auch Vorbereitungskurse, um insbesondere für die praktische Prüfung zu trainieren. Dabei werden die Alltagssituationen immer wieder und wieder durchgespielt.

Achten Sie dabei genau auf das Verhalten Ihres Hundes. Sie sollten ein wirklich gut eingespieltes Team sein. Hört Ihr Hund nicht auf gewisse Kommandos oder ist in bestimmten Situationen einfach partout nicht abrufbar, sollten Sie die Anmeldung für die Prüfung noch verschieben. Denn diese lohnt sich nur, wenn das Vertrauen sozusagen blind funktioniert.

Teil 1: Die theoretische Prüfung

Wie schon eingangs erwähnt ist der Vergleich zum PKW-Führerschein gar nicht so weit hergeholt. Auch für den Hundeführerschein muss man eine zweiteilige Prüfung bestehen. Je nach abnehmendem Verein oder Verband kostet diese zwischen 90 – 130 Euro.

Zunächst kommt der theoretische Teil, bei dem je nach Anbieter meist zwischen 35-40 Fragen aus einem Katalog von 100-220 Fragen beantworten muss. Dafür hat man etwa 60 Minuten Zeit. Sind mindestens 80% korrekt, ist man für die praktische Prüfung zugelassen. Aber Achtung: Es handelt sich um einen Multiple-Choice-Test, bei dem manchmal auch mehrere Antworten stimmen können.

Bereiten Sie sich auf diesen Teil gewissenhaft vor, denn die Fragen stammen aus allen wichtigen Themen rund um die Hundehaltung. Dazu zählt zum Beispiel das Sozialverhalten, die Kommunikation und Erziehung, aber auch Angst und Aggression, Haltung und Pflege, sowie Ernährung, Gesundheit und Fortpflanzung. Zudem umfasst der Fragenpool auch spezielle Rassenkenntnisse sowie das Gebiet Hund & Recht.

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Teil 2: Die praktische Prüfung

Dieser Teil sollte ebenfalls nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn hier geht es sozusagen ans Eingemachte. Während der zwei bis drei Stunden langen Prüfung werden Hund und Halter in verschiedene Alltagssituationen gebracht, die potentiell problematisch sein könnten. Dazu zählt zum Beispiel Spazieren ohne Leine, ein Besuch im Cafe oder auch ein Bummel durch ein Geschäft mit vielen anderen Menschen.

Hier wird genau beobachtet und bewertet, wie der Hund auf Menschengruppen, andere Hunde, Jogger, Autos oder Radfahrer, aber auch auf den Halter und dessen Kommandos reagiert. Gleichzeitig schaut man auch, ob der Besitzer ein tiergerechtes, vorausschauendes Verhalten zeigt.

Was Sie noch wissen sollten…

Was ist, wenn Sie die Prüfung nicht bestanden haben? Dann können Sie diese einfach wiederholen. Es wird maximal die Prüfungsgebühr erneut fällig. Sie können auch die einzelnen Teile unabhängig voneinander wiederholen, sprich wer durch die Praktische fällt, muss nicht komplett von vorn beginnen.

Ist es dann irgendwann geschafft, erhält der Halter eine Bestätigungskarte und der Hund eine Plakette, die davon künden, dass hier ein Gespann mit Hundeführerschein unterwegs ist! Und solange Sie zwei zusammenbleiben, bleibt auch der Nachweis gültig. Denn dieses Dokument ist sozusagen personengebunden. Darum erlischt es auch nicht bei einem Umzug, jedoch sehr wohl, wenn man einen neuen Hund adoptiert.

Bandog- Hundeführerschein

Hundeführerschein: sinnvoll oder doch eher unnötige Bürokratie?

Sicherlich wirkt es erst einmal befremdlich, einen “Führerschein” für ein Haustier ablegen zu müssen. Allerdings ergibt sich in den meisten Fällen daraus eher eine Chance als eine Bürde. Denn durch die Ausbildung lernen gerade auch Erst-Hundebesitzer viele wichtige Fakten für eine artgerechte Haltung. Zudem stärkt sich die Bindung zwischen Mensch und Tier sehr intensiv. Und allein das ist doch den Aufwand schon mehr als wert, nicht wahr?

Quellen
www.allianz.de/…/hundefuehrerschein/
www.t-online.de/…/hundefuehrerschein-fuer-wen-ist-er-pflicht-.html
www.wikipedia.org/wiki/Sachkundenachweis_(Hunde)

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